Regie: Craig Zobel / USA 2020 / 90 Min.
Darsteller: Betty Gilpin, Hilary Swank, Ike Barinholtz, Wayne Duvall, Emma Roberts, Christopher Berry, Kate Nowlin
Produktion: Jason Blum, Damon Lindelof
Freigabe: FSK 18
Verleih: Universal Pictures
Start: 14.05.2020 Premium VoD
Kino: Eventuell Autokinos
Manche Kritikeinstiege finden sich leichter, andere schwerer. Der für die Besprechung zu Craig Zobels Horrorgroteske THE HUNT schreibt sich fast von selbst. Schließlich hat der Film im vergangenen Jahr einen riesigen Skandal ausgelöst, noch bevor ihn überhaupt irgendjemand zu Gesicht bekommen hatte. Der Grund dafür: die durchaus provokante Prämisse. In THE HUNT geht es nämlich darum, dass eine Gruppe junger Menschen, vorwiegend mit republikanischem Gedankengut ausgestattet, von anderen (liberalen!) Menschen gejagt wird. Auch Donald Trump selbst stieg auf die Barrikaden und schimpfte auf Twitter: „Liberal Hollywood is Racist at the highest level, and with great Anger and Hate! They like to call themselves ,Elite‘, but they are not Elite. In fact, it is often the people that they so strongly oppose that are actually the Elite. The movie coming out is made in order to inflame and cause chaos. They create their own violence, and then try to blame others. They are the true Racists, and are very bad for our Country!“
Da zum Zeitpunkt erster THE HUNT-Ankündigungen zudem einige blutige Gewalttaten und Amokläufe die Vereinigten Staaten erschütterten, rückte Universal Pictures im August 2019 erst einmal davon ab, seine Menschenjagd-Satire zu veröffentlichen. Mittlerweile ist jedoch genug Zeit ins Land gegangen, sodass der Verleih in Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Blumhouse Productions (THE PURGE) nun einen neuen Anlauf wagte. Die Pressestimmen zeigten sich massiv geteilt; man scheint THE HUNT entweder zu lieben oder zu hassen. Bei Metacritic weist der Film aktuell einen Metascore von exakt 50 auf – das muss man erst mal schaffen! Vor allem aber kann man sich nun selbst ein Bild von der ach so gewaltverherrlichenden Menschenhatz machen. Aufgrund der Coronakrise verfrachtete Universal den Film verfrüht ins VoD-Sortiment von iTunes und Co.
Wann immer politisches Gedankengut zwecks Satire überstilisiert wird, gehen die Meinungen darüber, wie gut das gelungen ist, radikal auseinander. Jüngstes Beispiel: Taika Waititis JOJO RABBIT, den die einen als zu lasch, die anderen als zu lustig und wieder andere für eine Comedy als zu niederschmetternd empfanden. Mit einer Sache macht es THE HUNT seinem Publikum schon mal sehr leicht: Regisseur Craig Zobel (Z FOR ZACHARIAH) bemüht sich erst gar nicht, in seiner Aussage irgendwie subversiv zu sein. Zwar fragt man sich zumindest ganz zu Beginn noch, woher eigentlich die politbedingte Empörung gerührt haben mag. Schließlich erweist sich die sogenannte „Elite“, wie sich die Menschenjäger selbst nennen, vor allem als Ansammlung neureicher Schnösel.
Wem die Killertruppe (und im Umkehrschluss auch die Gejagten) bei der letzten US-Wahl ihre Stimme gegeben hat, spielt dagegen erst einmal keine Rolle. Dadurch erinnert THE HUNT zunächst an HOSTEL, wo ebenfalls ein Haufen Menschen mit dem nötigen Kleingeld dafür bezahlt, andere Menschen zu foltern. Doch der politische Subtext kommt: erst als kurzer Nachrichtenfetzen über die Folgen des Klimawandels („Climate change is real!“), später über die Konfrontation eines der Gejagten mit „illegal immigrants“.