STARKER PHÖNIX
Im Interview mit Sophie Turner
Die 1996 geborene Sophie Turner wurde in GAME OF THRONES in ihrer Rolle als Sansa Stark von den Zuschauern gehasst und vergöttert. Sie scheint damit eine passende Wahl für die ambivalente Jean Grey, die Retterin und Verderben der X-Men gleichermaßen zu sein scheint. Als dunkler Phönix überzieht sie in X-MEN: DARK PHOENIX nun Feind – und Freund – mit apokalyptischen Flammen. Wir haben uns für euch mit der sehr sympathischen und bodenständigen Britin getroffen und uns einfach mal gar nicht für die Thron-Rangelei interessiert.
DEADLINE: Gibt es wirklich mehr Superheldinnen im aktuellen Kino?
Sophie Turner: Ja, und es ist wunderbar! Ich bin sehr froh, ein Teil dieser Evolution im Film, in der Kunst und überhaupt der Gesellschaft zu sein. Das Kino ist inklusiver geworden: BLACK PANTHER, WONDER WOMAN, unser Film …
Das ist eine Bewegung, die eigentlich vom Publikum kommt, es fordert sie ein. Die Statistiken besagen eindeutig, dass Filme mit weiblichen Protagonisten erfolgreicher sind. Es ist toll, dass die Filmemacher darauf aufmerksam geworden sind und entsprechend ihre Filme planen.
DEADLINE: Hast du mit Famke Janssen gesprochen, die ja in den ersten X-MEN-Filmen die Jean Grey gespielt hat?
Sophie Turner: Als ich die Rolle in X-MEN: APOCALYPSE bekam, war eine der ersten Sachen, die ich tat, nach Famkes E-Mail-Adresse zu fragen. Wir schrieben ein bisschen hin und her. Ich wollte sie wissen lassen, wie ich die Figur sah, und fragte sie nach irgendwelchen Tipps oder Material, das ihr bei der Rolle geholfen hatte. Ihre Antwort war, dass sie eigentlich gar nichts Bestimmtes zur Inspiration genutzt hatte. Das half mir einerseits nicht sonderlich weiter, gab mir andererseits aber natürlich auch Freiraum. Sie übergab mir den Staffelstab und ließ mich mit Jean Grey machen, was immer ich wollte. Es ist schön, ihren Segen dafür zu haben. Ich habe mich dann für meine Vorbereitung vor allem mit realen psychischen Erkrankungen befasst, um zu verstehen, wie sie sich fühlt und entsprechend verhält.
DEADLINE: Wusstest du schon, dass Jean Grey ihren eigenen Film bekommen würde, als du sie das erste Mal gespielt hast?
Sophie Turner: Nein, nicht wirklich. Ich wusste natürlich von den DARK PHOENIX-Comics, aber erst sechs Monate vor Drehbeginn habe ich davon erfahren, dass sich der Film um meine Figur drehen würde. Zuerst war ich wie versteinert, dann überglücklich. Ich glaube, dass die Geschichte um den dunklen Phönix verschiedenste Leute anspricht. Es ist ein innerer Kampf zwischen zwei Polen, den – in unterschiedlicher Ausprägung– viele von uns führen. Jean Grey ist hier Protagonistin und Antagonistin zugleich. Manchmal habe ich zwischen all diesen großartigen Schauspielern in den X-MEN-Filmen das Gefühl, da gar nicht hinzugehören, es ist geradezu surreal. Aber ich versuche auch, es einfach nur zu genießen. Jeden Tag am Set kann ich sehr viel lernen. Ich beobachte die Prozesse der anderen Schauspieler. Ich komme ja von einer Serie – die Arbeit an einem Kinofilm ist schon noch mal was anderes.
DEADLINE: Wo steht DARK PHOENIX in der Reihe der X-MEN-Filme?
Sophie Turner: Er ist ein bisschen eine Kombination aus allen vorhergehenden Filmen. Einerseits rundet er das filmische Universum der X-Men wunderbar ab, andererseits gibt es noch so viel mehr zu erzählen. Es kommt nun auf Disney an, was sie machen.
DEADLINE: Deine Karriere hat eigentlich gerade erst begonnen. Du bist jung und hast einen frischen Blick auf die Filmindustrie. Was, glaubst du, wird in den nächsten Jahren mit dem Kino passieren?
Sophie Turner: Es ist traurig, aber ich glaube, dass Streaming die Zukunft ist. Die Zahl der Filme im Kino wird immer geringer, die Blockbuster dominieren. Programmkinos werden sich nicht mehr lange halten können. Das Internet verleibt sich alles ein. Das macht mich unglaublich traurig, denn nur im Kino gibt es diese wahre Filmmagie. Filme werden fürs Kino gemacht. Es scheint aber, als ließe sich diese Entwicklung nicht mehr aufhalten, und wer überleben will, muss mitschwimmen.
DEADLINE: Trotz dieser Aussichten danke für das Interview!
Interview von Leonhard Elias Lemke