Regie: Sophia Takal / USA, NZL 2019 / 92 Min.

Darsteller: Imogen Poots, Cary Elwes, Lily Donoghue, Brittany O’Grady, Aleyse Shannon, Lucy Currey, Madeleine Adams

Produktion: Jason Blum, Ben Cosgrove

Freigabe: FSK 16

Verleih: Universal Pictures

Start: 12.12.2019

 

Der Slasher-Klassiker JESSY – TREPPE IN DEN TOD aus dem Jahr 1974 löste in den USA einst eine Protestwelle aus. Gegen den zunächst unter dem Titel SILENT NIGHT, DEADLY NIGHT und später als BLACK CHRISTMAS das Schlitzer-Subgenre maßgeblich prägenden Horrorfilm gingen vornehmlich besorgte Eltern auf die Barrikaden. Aus heutiger Sicht kaum verständlich, denn der hierzulande ab 16 freigegebene Streifen ist im Vergleich zu heutzutage produzierter Horrorware geradezu harmlos. Dafür war er in vielen Dingen der Erste: So etablierte er im Serenkillerfilm die First-Person-Perspektive; also Kamerafahrten aus der voyeuristisch angehauchten Sicht des Killers. Zudem war BLACK CHRISTMAS einer der ersten Filme, in denen am Ende ein einziges, reines Mädchen – das sogenannte ‘final girl‘ übrig blieb. Und der erste, der eine ganze Reihe von Slasher-Filmen nach sich zog, in denen das Grauen an einem bestimmten Feiertag zuschlagen sollte. 2006 folgte ein dem Trend der Zweitausender entsprechend deutlich brutaleres Remake, das die wesentlichen Grundzüge des Originals aufgriff, allerdings mit deutlich expliziteren Kills und einer ausformulierten Backstory über den Täter überzeugen konnte – immerhin im Ansatz ist dies dem ansonsten recht generischen „Einer nach dem anderen“-Killerfilm auch gelungen. Für das nunmehr zweite Remake wählt die Regisseurin und Autorin Sophia Takal (ALWAYS SHINE) jetzt einen derart anderen Weg, dass sich allenfalls von einer Neuninterpretation reden lässt. Und die beginnt zwar vielversprechend, gerät durch Takals starres Festklammern an einer offensichtlichen Agenda allerdings zur regelrechten Katastrophe.

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Während sich Riley Shane (Imogen Poots) und ihre Freundinnen aus der Mu-Kappa-Epsilon-Verbindung des Hawthorne College – Athletin Marty (Lily Donoghue), Rebellin Kris (Aleyse Shannon) und Feinschmeckerin Jesse (Brittany O’Grady) – auf die Feiertage vorbereiten, beginnt ein schwarz maskierter Killer, Studentinnen abzuschlachten. Können Riley und ihre Freundinnen überhaupt noch einem Mann vertrauen? Was ist mit Martys Lover Nate (Simon Mead), Rileys neuem Liebhaber Landon (Caleb Eberhardt) oder auch dem angesehenen Dozenten Professor Gelson (Cary Elwes)? Mit einem hat der Killer jedenfalls nicht gerechnet: dass die Frauen keineswegs bereit sind, willige Opfer zu werden, sondern gnadenlos zurückschlagen können.

Die BLACK CHRISTMAS-Reihe kann innerhalb von 45 Jahren eine bemerkenswerte emanzipatorische Entwicklung vorweisen. Im von männlichen Killern und weiblichen Opfern dominierten Slasher-Genre, in dem man sich vor allem durch Jungfräulichkeit und Alkohol- und Drogenabstinenz den Status als ‘final girl‘ erarbeiten konnte, stach bereits Glen Morgans erstes Remake von vor 13 Jahren heraus; hier durften sich die Studentinnen aktiv zur Wehr setzen und der Killer entpuppte sich am Ende des Films überraschenderweise als Killerin. Mit ihrer Variante des in der Weihnachtszeit spielenden Horrorschockers geht Sophia Takal nun noch einen großen Schritt weiter und legt einen deutlich von #MeToo und Co. geprägten Frauenbefreiungsschlag vor, dessen Horror in der ersten Stunde nur bedingt daraus resultiert, dass auf dem Campus ein Frauenkiller umgeht. Stattdessen nimmt sich die auch für das Drehbuch mitverantwortliche Takal viel Zeit dafür, ihre Hauptfiguren zu etablieren, von denen jede vor kurzer Zeit mindestens einmal auf unschöne Weise mit dem männlichen Geschlecht in Berührung gekommen ist.

Black Christmas