BLACK TERMINATOR – IM GESPRÄCH MIT IDRIS ELBA

_P6I7448

Idris Elba wurde 1972 in London geboren und musste eine lange und vielsprossige Karriereleiter erklimmen, um heute einer der gefragtesten und durchaus auch geschätztesten Schauspieler zu sein. Erst Mitte der 90er konnte er die Filmbühne betreten – zunächst in kleinen TV-Auftritten. Nach und nach sah man ihn im Kino, auch in Genrefilmen wie THE REAPING und 28 WEEKS LATER. 2011 war er Heimdall in THOR, kurz danach spielte er in PROMETHEUS und PACIFIC RIM. Heute interpretiert er die charismatischsten Figuren – egal ob als Guter oder Böser. Sein Spiel ist überaus physisch und dennoch charakterlich tief, und trotz allem Brachialen ist da immer etwas Einfühlsames in seinem Blick.

Anlässlich seiner Rolle als Schurke Brixton in HOBBS & SHAW durften wir mit ihm quatschen.

 

DEADLINE: Du hattest deinen ersten Auftritt in den 90ern in der TV-Serie SPACE COPS. Die lief zu meiner Jugend viel im deutschen Fernsehen. Kannst du dich noch daran erinnern?

 

Idris Elba: Ja, klar. Ich war der Pizza-Kerl. Ich war damals noch gar kein richtiger Schauspieler, und diese kleine Rolle zu bekommen war ein großer Moment für mich, die Serie wurde schließlich von Gerry Anderson geschrieben. Ich sagte mir: Wow, ich habe es geschafft! (lacht) Aber ich hatte nur eine Textzeile. Und die haben sie dann von jemand anderem sprechen lassen.

 Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw

DEADLINE: Du hast schon Erfahrung als Regisseur sammeln können – zuletzt mit deinem Spielfilm YARDIE. Wie beeinflusst das deine Arbeitsweise als Schauspieler?

 

Idris Elba: Ich versuche nach wie vor, den Regisseur seine Sache machen zu lassen. Allerdings versuche ich ihm zu geben, was ich mir wiederum für die Arbeit beim Schnitt wünschen würde. Darüber denke ich nun viel mehr nach. Ich habe selbst oft erlebt, dass ich neun Aufnahmen einer Szene hatte und mir so sehr eine zehnte wünschte. Es fällt mir jetzt noch leichter, eine Szene mehrmals zu spielen, da ich weiß, wie wichtig viele Varianten sind. Meine Regieerfahrung ist im Grunde ein Vorteil für die Regisseure. Ich habe nun mehr Verständnis. 

In Zukunft möchte ich mich noch mehr auf die Regie konzentrieren. Die Geschichte vom Glöckner von Notre-Dame reizt mich. Vielleicht eine moderne Interpretation. 

 

DEADLINE: Bist du von Anfang an Fan der FAST AND FURIOUS-Reihe gewesen?

 

Idris Elba: Nein, nicht von Anfang an, aber ich habe mir nach und nach alle Filme angesehen. Mir gefallen vor allem die späteren, besonders TOKYO DRIFT. Driften ist ein richtiger Sport, der auch in Tokio ausgeübt wird, und das hat einfach gepasst. Die Stunts in den letzten Filmen sind verrückt! Ich mag Autos und Action, also passt es.

 

DEADLINE: Wer ist Brixton, deine Figur in HOBBS & SHAW?

 

Idris Elba: Es war eine Herausforderung, seinen Charakter gut auszubalancieren. Er ist etwas sarkastisch und überlebensgroß, innerlich. Gleichzeitig soll er bedrohlich wirken und ist außerdem noch eine halbe Maschine. Darüber habe ich viel mit unserem Regisseur David Leitch geredet. Wir wollten nicht einen Joker aus ihm machen, aber er sollte ein bisschen ironisch und sich seiner selbst bewusst sein. Er ist selbstverliebt, schätzt seine eigenen Fähigkeiten. Zwischen Dwayne Johnson und Jason Statham gibt es im Film Momente, die sind reinste Komödie. Und dann bin da ich, in meinem Anzug, sehr ernst. Diese Balance zu finden war nicht einfach. 

 

DEADLINE: Brixton ist halb Mensch, halb Maschine. Inwieweit ist die biotechnische Verbesserung des Menschen unsere Zukunft?

 

Idris Elba: Eine Fusion von Mensch und Technologie hat bereits begonnen. In Zukunft wird auch unsere Anatomie Technologie gebrauchen. Brixton ist ein Soldat. Was das Militär betrifft, ist die Forschung, um Soldaten noch leistungsfähiger zu machen, bereits in vollem Gange. Einerseits macht es mich traurig, denn der Mensch ist von Natur aus ein komplexes und wunderschönes Wesen. Andererseits: Das ist Evolution, und die lässt sich nicht verhindern.

 

DEADLINE: Bereits in STAR TREK: BEYOND hast du den Bösewicht gespielt. Dort aber unter einer Maske.

 

Idris Elba: Ja, das war aber ein ganz anderer Film. Diesmal erkennt man mich. (lacht)

 Hobbs & Shaw

DEADLINE: David Leitch hat viel Erfahrung mit Stuntszenen. Hat man das am Set gemerkt?

 

Idris Elba: Ja, mit ihm zu drehen ist, wie ein Kreuzworträtsel zu lösen. Es ist, als würde man einen dieser Kickbox-Kampfsportfilme aus Hongkong machen. Man setzt viele einzelne Stücke zu einem ganzen Film zusammen. Das ist seine Arbeitsweise. Aber er konzentriert sich auch sehr auf die schauspielerische Seite. Es war gut, dass ich kämpfen kann, denn damit konnte er so arbeiten, wie er wollte, aber er brauchte mich auch als Darsteller. 

 

DEADLINE: Sprechen dich physische Rollen in Actionfilmen besonders an?

 

Idris Elba: Oh ja, das liebe ich. Wir haben viel Kampftraining gemacht, das macht mir großen Spaß. Da bringe ich aufgrund meiner Vergangenheit auch schon viel mit. Außerdem fahre ich auch privat Motorrad, wie Brixton im Film, das hat gut gepasst.

Ich mache viel Kickboxen, Muay Thai und Boxen, erst vor Kurzem hatte ich noch einen Kampf. Vor allem von Mitte zwanzig bis Anfang dreißig habe ich viel gekämpft.  

 

DEADLINE: Schaust du selbst gerne Martial-Arts-Filme? Bevorzugst du die 70er mit Bruce Lee, die 80er mit Van Damme oder neuere Filme mit realistischeren Kampfchoreografien?

 

Idris Elba: DER MANN MIT DER TODESKRALLE und die ganzen Bruce-Lee-Filme sind toll. Sie sind einfach gut gemacht, mit unglaublichen Kampfszenen. Die Filme der Van-Damme-Ära habe ich praktisch alle verpasst. Viele lieben BLOODSPORT, aber den habe ich nie gesehen. Jackie Chan gefällt mir natürlich sehr, und von den jüngeren Filmen mochte ich THE RAID. Die sind einfach wahnsinnig gut choreografiert. Die JOHN WICK-Filme sind auch super. 

 

DEADLINE: In der Tat. Vielen Dank für das Gespräch!

 

Interview von Leonhard Elias Lemke

FF-Hobbs&Shaw-Haupt-A4-RGB-